Ein gut gepflegter grüner Rasen sieht schön aus, gilt als pflegeleicht und ist ökologisch sehr viel sinnvoller, als große Bereiche zu pflastern oder mit Kieselsteinen aufzufüllen. Hinzu kommt, dass die Steinflächen die Hitze im Sommer speichern, was Grünflächen nicht tun. Grünflächen sorgen sogar dafür, dass sich die Umgebung abends und nachts wieder sehr viel besser abkühlen kann. Doch wie viel Pflege braucht ein Rasen in diesen Zeiten und wie sieht angesichts des Klimawandels eine gute Rasenpflege im Sommer aus?
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Rasenpflege im Sommer – das Problem mit der Hitze
Es gibt sehr viele Pflegetipps im Internet für die Rasenpflege im Sommer, die nicht mehr zu unserem Klima passen. Das Problem ist nicht nur, dass es immer heißer wird, was ja nicht unbedingt in jedem Jahr der Fall ist. Das Problem besteht vor allem darin, dass die Hitze viel zu lange anhält, da es die Winde, die früher aus Afrika kamen, nicht mehr gibt. Diese Winde sorgten dafür, dass die Hitze nicht zu lange anhielt und mehr Wolken und Regen nach Europa gelangen konnten. Die damit verbunden Veränderungen können wir alle beobachten. Denn immer mehr Flächen, die früher grün waren, färben sich gelb. Überall sehen wir ausgetrocknete Flächen. Das liegt aber nicht nur am Klima, sondern zu einem großen Teil auch an der falschen Pflege, denn wir handeln so, als würde es häufiger regnen und halten den Rasen zu kurz.
Rasen ist nicht gleich Rasen
Umgangssprachlich sprechen wir bei grünen Flächen von Rasen. Doch streng genommen handelt es sich bei den meisten Grünflächen um einen Wildrasen oder sogar um eine Wiese mit vielen bunten Blumen, sofern die Grünfläche nicht gemäht wurde.
Rasen
Ein klassischer Rasen besteht nur aus sehr wenigen Grasarten. Sehr bekannt ist insbesondere der Englische Rasen, auf dem es keine Pflanzen gibt, die blühen. Nicht einmal Gänseblümchen sind dort zu finden. Solch ein Rasen wird sehr kurz gehalten, 2-3 cm. Er besteht zu 90 % aus Wasser. Es ist sehr pflegeintensiv, da er kurz gehalten wird und von allen Pflanzen befreit werden muss, die da nicht hingehören. Auf solch einem Rasen kann man ausgezeichnet Sport treiben, unter anderem Fußball spielen. Für Bienen und andere Blüteninsekten ist solch ein Rasen völlig uninteressant. Interessant ist er dagegen für Vögel. Unter anderem Amseln finden in einem saftigen grünen Rasen sehr viele Regenwürmer. Doch es sieht so aus, dass wir uns aus Gründen der Klimaveränderung, von einem Rasen im klassischen Sinne verabschieden müssen. Er braucht zu viel Wasser!
Wildrasen
Bei den meisten Grünflächen, die in den Gärten zu finden sind, dürfte es sich um einen Wildrasen handeln. Ein Wildrasen war einmal ein Rasen. Im Laufe der Zeit wurde er artenreicher. Auf Wildrasen wachsen Gänseblümchen, Klee, Löwenzahn und die verschiedensten Grasarten. Alles, was grün und bunt ist, darf dort wachsen. Im Gegensatz zu einer Wiese wird ein Wildrasen regelmäßig gemäht und vielleicht sogar gelegentlich gedüngt, allerdings nicht im Sommer. Er ist artenreicher als ein Rasen, aber nicht ganz so artenreich wie eine Wiese. Bienen und Hummeln tummeln sich auf den Blüten. Deshalb sollte man im Sommer aufpassen, wenn man ihn barfuß überqueren will.
Wiese
Von einer Wiese sprechen wir, wenn es sich um nicht gemähte grüne Flächen handelt. Die Wiese ist am artenreichsten, da die Samen vieler Pflanze, die länger brauchen, reifen können. Denn sie werden nicht wie beim Wildrasen vor dem Versamen abgeschnitten. Auf einer Wiese wachsen auch Blumen, die auf einen Schnitt empfindlich reagieren. Eine Wiese ist voll von Insekten, Larven, Raupen, die dort groß werden, aber auch für größere Vögel interessant, die dort nach Nahrung suchen. Sie wird in der Regel einmal im Jahr (manchmal zweimal) gemäht, am besten mit einer Sense. Daher ist eine Wiese am pflegeleichtesten, aber nicht (gut) begehbar.
Bei Hitze – nicht zu kurz schneiden
Die meisten Menschen werden einen Wildrasen haben, zumindest in einem Teilbereich ihres Gartens, den sie für ihre Aktivitäten draußen nutzen wollen. Noch vor einigen Jahren hörte man einmal in der Woche die Rasenmäher. Das ist heute nicht mehr der Fall, da es kaum regnet. Daher wächst der Rasen wenig, und es zeigen sich immer mehr trockene Stellen. Früher hielt man den Rasen auf einer Länge von 3-4 cm. Das ist heute nicht mehr empfehlenswert. Bei einer Temperatur von 26 °C reduziert sich das Wachstum der Pflanzen erheblich. Ab 30 °C stellen sie sogar ihr Wachstum vollständig ein. Bei enormer Trockenheit und Hitze sollten Sie Ihren Rasen nicht kürzer als 5-6 cm halten. Denn, wenn er zu kurz gehalten wird, verdunstet das Wasser und der Boden trocknet schneller aus. Dann verbrennt der Rasen schneller.
Rasenpflege im Sommer – sammeln Sie Ihre eigenen Erfahrungen
Haben Sie den Mut, ein wenig zu experimentieren. Richten Sie sich nach der Wettervorhersage. Ist Regen angesagt, können Sie Ihren Wildrasen kurz vorher mähen. Das regt sein Wachstum an. Ist eine längere Hitzeperiode vorausgesagt, lassen Sie Ihren Rasen in Ruhe. Selbst wenn er länger sein sollte, macht das gar nichts. Der Rasenmäher schafft auch etwas höheres Gras zu mähen. Doch achten Sie darauf, nie mehr als ein Drittel seiner Höhe zu mähen. Sonst kann es schnell zu Rasenschäden kommen und er sieht nach dem Mähen gelb aus. Stellen Sie den Rasenmäher auf die höchste Stufe, wenn Ihr Rasen, zum Beispiel aufgrund Ihrer Urlaubsabwesenheit, sehr hochgewachsen ist.
Bewässern – Ja oder Nein?
Es gibt immer noch Menschen, für die Rasenpflege im Sommer darin besteht, tagsüber, teils sogar in der Mittagssonne, ihren Rasen zu besprengen. Das ist keine gute Idee. Ein Großteil des Wassers verdunstet und der Rasen nimmt das Wasser nicht besonders gut auf. Abgesehen davon, ist solch ein Verhalten bei der Wasserknappheit und mangelndem Regen nicht sonderlich verantwortungsbewusst. Wenn Sie Ihren Rasen wässern, dann am besten sehr, sehr früh. Der Boden ist dann etwas kühler, nimmt mehr Wasser auf und die Pflanzen bekommt keinen so großen Kälteschock, als würde man abends sprengen. Wässern Sie etwa 15 Minuten, nicht länger.
Rasenpflege im Sommer bei anhaltender Trockenheit
Dauert die Trockenheit im Sommer sehr lange an – über mehrere Wochen – dann ist auch der Zeitpunkt gekommen, wo ein Bewässern gar keinen Sinn mehr macht. Lassen Sie Ihren Rasen einfach in Ruhe. Wenn er gelb geworden ist, machen Sie sich keine Sorgen. Er wird wieder wachsen, wenn die Trockenperiode vorüber ist. Ich selbst wässere meinen Rasen nie. Wenn es regnet, wird er schnell wieder grün. Beobachten Sie Ihren Rasen. Er wird sich mit der Trockenheit verändern. Sie werden Pflanzen beobachten, die Sie vorher noch nie gesehen haben, die jedoch mit der Trockenheit einwandfrei klarkommen. Lassen Sie die Veränderungen zu, die unsere Natur machen muss, um zu überleben. Denn unsere Sommer werden trockener werden. Gehen Sie verantwortungsvoll mit unserer kostbarsten Ressource, dem Wasser, um.
Verwendete Quellen:
- Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 28.05.22) Rasen.
- Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 08.05.22) Wiese (Grünland).
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